Wenn ich zurückdenke, trage ich Kontaktlinsen schon seit mindestens 30 Jahren. Daß mit mir und meinen Augen aber noch etwas anderes nicht in Ordnung sein mußte, wurde mir aber erst nach meinem Autounfall im Jahre 2004 vollens bewußt. Nach Aussagen des mich damals behandelnden Arztes seien alle Voraussetzungen für eine Blindengeldbeantragung gegeben.
Ich und blind???
Ich konsultierte daraufhin weitere Ärzte, (darunter auch 2 verschiedene Proffessoren aus diesem Fachgebiet), aber so sehr ich mich auch bemühte, ich bekam keine andere Beurteilung. Das vernichtende Urteil lautete immer: es gibt für diese Art Krankheit keine Heilung- und noch viel schlimmer, es wird sich auch nie etwas daran bessern, eher verschlechtern. Bitte sehen Sie doch den Tatsachen ins Auge und akzeptieren Sie Ihren Zustand. Am besten, Sie suchen sich baldmöglichst eine gute Blindenschule aus. Nun, mit meinen "seherischen" Fähigkeiten stand es wirklich nicht zum besten. Im Zentrum des zentralen Sehens (also da, wo man hinschaut, wenn man etwas genauer sehen will) konnte ich fast gar nichts mehr erkennen. Allenfalls gelang es mir, aus den Augenwinkeln heraus bestimmte Konturen wahrzunehmen. Wollte ich sie mir genauer betrachten, verschwanden Sie aber sofort und ich sah nichts mehr. Damit konnte man nun wirklich nicht mehr lesen, schreiben, Auto fahren, arbeiten... Im Grunde bedeutete es das totale AUS für meine berufliche und private Perspektive und das mit gerade 42 Jahren.
Ich war fertig! Mit mir und der Welt! Das kann es ja wohl nicht gewesen sein! Aber ich war nunmehr auf Grund der Diagnose "ruhiggestellt" und hatte alle Zeit der Welt zum Nachdenken.
Daß ich mich bis zu diesem Zeitpunkt um meinen Körper irgendwie über die elementaren Grundbedürfnisse hinaus gekümmert hätte, konnte ich aber auch nicht gerade behaupten. Ich glaubte zwar, das ich mich bezüglich meiner Angewohnheiten nicht allzusehr von meinen Mitmenschen unterschied, was das Essen und den Konsum von Kaffee, Alkohol und Süßigkeiten anging, und möglicherweise war meine Einstellung zur Arbeit excessiv, aber ich brachte zu diesem Zeitpunkt ca. 122 kg auf die Waage und das war bei meiner Größe einfach zu viel. Dies war für mich der Aufhänger, mit dem ich begann. Zum Abnehmen mußte man schließlich nicht unbedingt etwas sehen.
So meldete ich mich Anfang 2005 für 3 Wochen zum Samariter-Heilfasten an. Was ich nach den vernichtenden Diagnosen fast nicht mehr für möglich gehalten hätte, geschah. Nachdem ich die anfängliche Umstellung überstanden hatte, verbesserte sich mit jedem Tag des Heilfastens das Sehen vom äußeren Gesichtsfeld hin zum Punkt des zentralen Sehens. Zur Verdeutlichung der Fortschritte konnte ich das Lesegerät von der 16-fachen auf die 5-fache Vergrößerung reduzieren. Nach den 3 Wochen Heilfasten konnte ich erstmalig seit Jahren überhaupt wieder so etwas wie Farben erkennen, zwar nur im äußeren Bereich, aber für mich war es unglaublich. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, daß ich die Jahre davor wohl nur "schwarz-weiß" erlebt habe!
Beflügelt von diesen Ergebnissen meldete ich mich im Frühjahr (mit 112 kg Startgewicht) zum 4-wöchigen Früchtefasten auf Mallorca an. Es war schon eine riesige Herausforderung für mich: ich wurde von meiner Frau als faktisch Blinder zum Fluplatz gebracht und dort als Schwerstbehinderter vom Personal übernommen (mit separaten Wegen zum Flugzeug). Ich hatte mich nunmehr aus meiner gewohnten und mir somit noch aus der Zeit des Sehens bekannten Umgebung herausgewagt. Aber ich war schon ziemlich hilflos. Ich konnte weder Straßen, noch Schilder noch Menschen erkennen und Spanisch konnte ich auch nicht. Trotz allem glaubte ich, die Situation bewältigen zu können. Ohne Sonnenbrille setze ich keinen Schritt vor die Tür. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt meinen Zustand soweit akzeptiert, daß es mir möglich war, ihn anzunehmen und zuzugeben und offen auch mir fremde Menschen anzusprechen, wenn ich Unterstützung benötigte. Und das war ziemlich häufig der Fall. Aber wunderbarerweise hat es wirklich immer irgendwie geklappt. Wie ich im Hotel zu laufen hatte, das hatte ich recht schnell wieder gelernt. Beim Früchte-Essen wurde ich von den in meiner Nähe und an meinem Tisch sitzenden anderen Früchtefastenteilnehmern unterstützt. Die für die Sehenden so häufig stattfindende optische Auswahl war ja bei mir nicht möglich. Also nahm ich die Früchte ganz vorsichtig in die Hand und probierte so, abzuschätzen, welche Frucht ich vor mir hatte und ob ich sie zu dieser Mahlzeit wohl gern essen würde. Aber, auch dieser Weg funktionierte. Auf Ausflügen wurde ich ganz einfach an den Arm genommen (somit konnte ich auch nicht verloren gehen!) und lernte trotz meiner ernormen Behinderung sogar noch u.a. die Kathedrale von Palma, Valdemossa (Kloster, wo auch bereits Chopin und weilte mit George Sand), den Garten der Frauen... kennen. Ein ganz großes Highligt für mich war, daß ich mir sogar zutraute, in Begleitung ins Meer zu gehen. Ich schwamm im Meer - das hatte ich schon Jahre nicht mehr gemacht. Mein Selbstbewußtsein stieg und damit auch mein Engagement. Da sich auch auf Wanderungen immer jemand aus der Gruppe fand, der mich am Arm führte, konnte ich sogar an Touren teilnehmen, welche 3-4 Stunden dauerten und die von den anderen als "ziemlich" schwierig bewertet wurden. Und das Sehen verbesserte sich auch hier wieder täglich. Am Ende habe ich es mich sogar getraut, den Weg bis zu Cala Agua (ca. eine halbe Stunde Weg) allein zu gehen, ganz ohne Begleitung. Durch meine intensive Teilnahme an allen Ausflügen und sportlichen Aktivitäten, habe ich selbst wahrgenommen, wie sich meine Figur vorteilhaft veränderte (mein Bauch begann zu schwinden). Am Ende hatte ich 16,8 kg abgenommen und ich fühlte mich mit meinen 95 kg fitt wie schon lange nicht mehr.
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Zu Hause wurde dann erst mal wieder etwas "entspannt". Aber das tägliche Walken habe ich beibehalten, begleitet von meiner Frau gehen wir täglich mindestens eine Stunde. Der Urlaub mit der Familie im Sommer bescherte mir bei schlechtem Wetter, dafür aber sehr gutem Essen wieder eine Gewichtszunahme von 7 kg. Aber da selbst meine Frau und meine Kinder zugenommen haben, beunruhigte ich mich nicht weiter - ich wußte ja, warum.
Und ich wußte auch, wie ich dem wieder entgegenwirken konnte. Bestärkt von meinen positiven Erfahrungen meldete ich mich nochmals zum 4-wöchigen Früchtefasten, diesmal (mit inzwischen wieder 107 kg) nach Korfu, an. Inzwischen war mein Sehvermögen wieder soweit hergestellt, daß ich als ganz "normaler Tourist" einchecken konnte, da der Ausfall im Bereich des zentralen Sehens immer kleiner geworden war. Vor dem Früchtefasten-Urlaub hatte sich noch eine Zahnwurzelbehandlung als notwendig herausgestellt, die ich aber erst nach meiner Rückkehr vornehmen lassen wollte. Das erwies sich aber als doch nicht so kluge Entscheidung, denn ich hatte in der ersten Woche latent einen leichten Druckschmerz im betroffenen Zahnbereich, der mir irgendwie auf die Stimmung schlug. Obwohl ich sonst sehr umgänglich und friedlich bin, störte mich jetzt alles - jedes Geräusch (ob Ventilator oder Heizung), jede zusätzliche Anstrengung war mir zuviel. Ich fühlte mich antriebslos und wenn ich doch eine längere Strecke gelaufen war (nunmehr konnte ich das schon in einem fremden Land allein), war ich hinterher "Schrott". Ich schlief sehr lange und kam irgendwie nicht in die Gänge. Nun, dies fiel dann auch dem Kursleiter auf, der mich von Mallorca aus kannte. Das Ergebnis war natürlich ein Zahnarztbesuch in Korfu, wo ich die verschobene Behandlung nun doch durchführen lassen mußte. Und auch das lief besser als erwartet. Der Zahnarzt hatte in Deutschland studiert und seine technische Ausstattung (incl. digitalem Röntgen) überraschte mich. Beruhigt ließ ich mich also von meinem Schmerz befreien und kam danach sehr schnell wieder zu meiner alten "Früchtefastenform". Als neue Erfahrung habe ich mir zugetraut, eine Radtour mit dem Montainbike mitzumachen - und auch das hat gut funktioniert. Nun bedauerte ich etwas, mein eigenes Montain-Bike zuhause vorher verschenkt zu haben, da ich nicht daran glaubte, in absehbarer Zeit wieder damit fahren zu können. Mein Abschlußgewicht danach war 94 kg, trotz des Schonganges wegen des behindernden Zahnschmerzes ganz gut.
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Als wirklich auch für Außenstehende sichtbaren Erfolg habe ich sogar an einem Billiardspiel teilgenommen und mit meinem Partner aus der Gruppe sogar gewonnen. Dies alles war einige Monate vorher wirklich undenkbar.
Mein gewichtsmäßiges Fazit:
Dieses Jahr bleibe ich auf alle Fälle UHU- also unter Hundert kg.